Krimiliteraturtage Vogtland am Solbrigplatz am 25. Mai

Krimiliteraturtage Vogtland am Solbrigplatz am 25. Mai

Bei den Krimi-Literaturtagen Vogtland am Samstag in Reichenbach musste der gebuchte Autor Erich Weidinger schwer erkrankt alle Lesungen absagen. Statt seiner kam sein Bruder Alfred Weidinger, Direktor des Museums der bildenden Künste in Leipzig und zuvor Vizedirektor des Museums Schloss Belvedere Wien und damit verantwortlich für die größte Gemäldesammlung von Gustav Klimt.

Das Thema des Abends, bei dem es um den österreichischen Maler ging, musste nicht verändert werden. Die Organisatoren der Krimi-Literaturtage und der Wohnungsbaugesellschaft (Woba) Reichenbach hatten es gewählt, weil Klimt wunderbar in die Zeit passt, in der der Solbrigplatz entstand und durch die Diskussion um die Umbenennung zum Mattheuerplatz und die Aufstellung der Plastik „Jahrhundertschritt“ einen neuen Bezug zur bildenden Kunst erhielt. Daran erinnerte Woba-Geschäftsführerin Daniela Raschpichler zur Begrüßung.

Alfred Weidinger erklärte, wie er und sein Bruder zu Gustav Klimt kamen. Von ihrem Elternhaus am Attersee hatten sie einen direkten Blick auf das Haus, in dem der Maler viele Sommer verbrachte. Da sie die Region kannten, fiel ihnen auf, dass häufig Fehlerhaftes publiziert wurde. „Durch Klimt bin ich zum Studium der Kunstgeschichte gekommen“, sagte der promovierter Kunsthistoriker, der Leben und Werk des Malers erforscht hat und dabei auch nicht zugängliche Privatarchive durchforstete. Mit seinem Weggang nach Leipzig dachte er, dass er mit Klimt durch sei. Zum 100. Todestag im vergangenen Jahr hatte er mit Mona Horncastle noch eine neue Biografie herausgebracht. Doch dann entdeckte er Ende 2018 im Leipziger Museumsmagazin herausragende Zeichnungen von Klimt. Auch jetzt habe er wieder genügend Material für ein neues Buch. Der Gast plauderte mehr als eine Stunde über Klimt. Er ging auf dessen Vorliebe für Frauen ein, die in vielen Gemälden und nachweislich 14 Kindern zum Ausdruck kommt. Dabei vermittelte er jede Menge Hintergrundwissen zum Ursprung der Maltechniken und Perspektiven, wies auf Klimts Tätigkeit als Dekomaler hin die Herkunft aus der Familie eines Goldgraveurs. Ganz klar benannte er die Defizite des Malers („Er konnte keine Füße“), der an der Staffelei zuhause war und nicht der typische Deckenmaler, obwohl viele seiner Werke Gebäude zieren. Wohl gänzlich unbekannt war den Anwesenden die These, dass das in diesem Jahr besonders gefeierte Bauhaus auf der Wiener Werkstätte mit ihrer Verbindung von Kunst, Architektur und Handwerk beruht, zu der Klimt gehörte und Bauhausarchitekt Walter Gropius über die später mit Gustav Mahler verheiratete Alma Schindler eine besondere Beziehung hatte. Mit einem Abstecher zu Fälschungen in Sachen Klimt spannte er den Bogen zu den Krimitagen. Am Ende erklärte der Kunsthistoriker die großformatigen Bilder, mit denen die Agentur Realitätsverlust die Fenster des Hauses Solbrigplatz 6 geschmückt hat. Sie werden den Reichenbachern noch eine Weile erhalten bleiben.

Auf diese sympathischen kurzweilige Art mit Leben und Werk vertraut gemacht, nutzten viele Besucher die Gelegenheit, das Buch „Grüße Gustav: Gustav Klimt – Persönliche Momente“ von Erich Weidinger zu erwerben und sich bei den Veranstaltern für den gelungenen Abend zu bedanken. Bei Häppchen und Getränken wurden viele Fragen an den Gast gestellt und Kontakte geknüpft. Weidinger versicherte, dass er nicht das letzte Mal in Reichenbach war, schon wegen Mattheuer und seiner Verbindung zur bildenden Kunst in Ostdeutschland, deren Aufarbeitung ihn beschäftigt.

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